Rolli-Reise­be­richt: Oberstdorf (2019)

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Wenn der Berg den Rollstuhl­fahrer ruft… Wie wäre es mit Oberstdorf? Oberstdorf liegt wunder­schön im Allgäu und ist in rund zwei Stunden mit dem Auto von Esslingen zu erreichen. Aktuell bietet Oberstdorf einige nach „Reisen für Alle“-zertifizierte Angebote* aus den Bereichen Übernachtung, Gastro­nomie sowie auch Freizeit­ge­staltung. Darüber hinaus gibt es eine spezielle „Rolli-Wander­karte“ mit Wander­tipps für Aktiv- und E-Rollis**. Viele nützliche Tipps findet man auf: www.oberstdorf.de/gesundheit/barrierefrei

Talpanorama mit Kühen auf einer Wiese, im Hintergrund Berge
Talpanorama mit einer Straße, im Hintergrund Berge
Kiesweg in einem Wald
Junge Frau beim Frühstücken auf einer Terrasse im Hintergund Berge
Mehrere Kühe, die die Straße entlang getrieben werden
Bergpanorama von einer Aussichtsplattform auf die Bergkämme
Rollstuhlfahrer im Vordergrund, im Hintergrund ein Bergpanorama
Gipfelpanorama mit Restschnee
Wanderung von Rubi nach Oberstdorf
Kleine Wanderung von der Talstation Fellhorn nach Birgsau
Wanderung entlang des Illerdamms
Frühstück auf der Sonnen­ter­rasse des Hotels Viktoria
Viehtrieb durch Rubi
Bergstation Fellhorn
Bergstation Nebelhorn
Aussicht von der Bergstation Nebelhorn
 
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* „Reisen Für Alle“-zertifizierte Angebote: zerti­fi­ziert heißt nur, dass das Angebot hinsichtlich der Barrie­re­freiheit objektiv bewertet wurde und nicht zwangs­läufig, dass es rollstuhl­ge­recht ist. Auch trifft die Zerti­fi­zierung keine Aussage darüber, ob das Angebot mit Rollstuhl letzt­endlich attraktiv ist.

** Der Urlaubs­be­richt beschreibt die Erfah­rungen mit einem Aktiv­roll­stuhl. Aber auch mit E-Rolli kann vieles von dem hier beschrie­benen erlebt werden. So ist u.a. das unten vorge­stellte „Hotel Viktoria“ auch für E-Rollifahrer*innen zu empfehlen.

Anreise

Mit dem Auto ist Oberstdorf in rund 2 Stunden gut zu erreichen. Alter­nativ kann man auch mit dem Zug anreisen. Das unten vorge­stellte Hotel Viktoria holt seine Gäste mit einem rollstuhl­ge­rechten Fahrzeug vom Bahnhof ab.

Unter­kunft

Wir haben uns für das auf Rollstuhl­fahrer spezia­li­sierte „Hotel Viktoria“ entschieden, da wir mehr als eine reine Übernach­tungs­mög­lichkeit gesucht haben. 

Das Hotel liegt in Rubi, ca. 3,5 km vom Zentrum Oberstdorf. Dadurch muss man zum Bummeln zwar einen gewissen Weg in Kauf nehmen, dafür hat man dort aber einen herrlichen Blick auf die Berge und im Gegensatz zum Zentrum von Oberstdorf einen eher dörflichen Charakter.

Bei den Zimmern sollte man beachten, dass diese nicht DIN-barrie­refrei sind. Viel mehr verfolgt das Hotel den Ansatz das richtige Zimmer für die jeweilige Beein­träch­tigung anzubieten. So unter­scheiden sich die Zimmer z.B. in der minimalen Gangbreite, dem Platz ums Bett oder in der Gestaltung des Sanitär­be­reichs. Einen Überblick über die Zimmer findet man unter: www.rollstuhl-hotel.de/zimmer. Um das für sich passende Zimmer zu finden, empfiehlt sich der direkte Kontakt mit der Hotelrezeption.

Nach unserem Empfinden sind die Zimmer eher im Bereich 3-Sterne. Was das 4-Sterne-Hotel aller­dings empfeh­lenswert macht ist das Drumherum:

  • rollstuhl­ge­rechte geführte Wande­rungen: je nach Witterung zwei- bis dreimal pro Woche; Preis: 15,- bis 30,- € p.P.; ggf. Fahrt zum Ausgangs­punkt der Wanderung und Abholung mit rollstuhl­ge­rechten Fahrzeugen (Angebot selbst nicht getestet)
  • Fahrservice mit rollstuhl­ge­rechten Fahrzeugen: u.a. kostenlos nach Oberstdorf viermal täglich (Angebot selbst nicht getestet) 
  • kostenlose Nutzung des SPA-Bereichs: Pool mit Decken­lifter, 1,34 m tief; rollstuhl­ge­rechte finnische Sauna und ein rollstuhl­ge­rechtes Dampfbad; Fitnessraum u.a. mit MOTOmed
  • umfang­reiches Angebot an meist kosten­pflich­tigen Leihhilfsmitteln
  • großes Frühstücks­buffet bis 11:00 Uhr
  • empfeh­lens­wertes Abendmenü: Salat­buffet; Wahl aus zwei Vorspeisen; Wahl aus drei Haupt­speisen; süßes Dessert, Eis und Käseauswahl
  • Freizeitraum mit Tisch­tennis, Tisch­kicker, Billard und Airhocky (aller­dings recht beengt und nur bedingt rollstuhl­ge­recht; Nutzung mit E-Rolli fraglich)
  • viel Erfahrung mit Gästen mit einer Gehbeeinträchtigung

Unser Fazit zum Hotel: Für rund 200,- € pro Nacht für zwei Personen im Doppel­zimmer ist das Hotel Viktoria sicher nicht die günstigste Übernach­tungs­mög­lichkeit in Oberstdorf. Berück­sichtigt man aber die Zusatz­an­gebote speziell für Rollstuhl­fahrer, so finden wir, ist der Preis wirklich gerecht­fertigt. Wir hatten auf jeden Fall einen sehr schönen Aufenthalt.

Wandern

Oberstdorf bietet Rollstuhl­fahrern einige nach „Reisen Für Alle“-zertifizierte Wanderwege:

Man sollte sich die Beschrei­bungen von „Reisen Für Alle“ genau durch­lesen um zu entscheiden inwieweit die Wanderung für einen geeignet ist. Auch sollte man den Boden­belag nicht unter­schätzen: Split- und Waldboden fahren sich deutlich schwie­riger als Asphalt.

Ergänzend gibt es eine „Rolli-Wander­karte“ auf der insgesamt 14 Touren meist um Rubi beschrieben sind. Einige der beschrie­benen Wande­rungen sind mit den zerti­fi­zierten Wander­wegen ganz oder teilweise identisch. Die Karte unter­scheidet zwischen:

  • Wander­tipps für alle Rollstuhl­arten geeignet
  • Wander­tipps für E-Rollstuhl und/oder kräftige Begleit­person zum Schieben bzw. Halten
  • Wander­tipps ohne Beschreibung

Der Karte kostet 5,- € und ist in jedem Touris­tenbüro in Oberstdorf, online und im Hotel Viktoria erhältlich.

Sonstige Freizeitaktivitäten

Generell lohnt auch ein Blick in den Veran­stal­tungs­ka­lender von Oberstdorf. Wie von einem Touris­tenort nicht anders zu erwarten findet man hier gerade während der Haupt­saison viele lohnens­werte Angebote. Ob die einzelnen Veran­stal­tungen barrie­refrei sind, ist im Kalender leider nicht gekenn­zeichnet. Hier muss man im Zweifelsfall beim Anbieter selbst nachfragen.

Bummeln durch Oberstdorf

Die Innen­stadt von Oberstdorf ist großen­teils Fußgän­gerzone. Gerade im Sommer laden hier viele Cafés und Restau­rants mit einem ebenerdigen Außen­be­reich zum gemüt­lichen Verweilen ein. Auch Geschäfte für das ein oder andere Mitbringsel findet man hier natürlich zu Hauf. Darüber hinaus gibt es eine große Anzahl an Geschäften für Outdoor-Ausrüstung, die zumindest während unseres Besuchs Mitte September auch einige Schnäppchen zu bieten hatten.

Behin­der­ten­ge­rechte Toiletten:

Bergbahnen

Eines der Highlights unseres Urlaubs in Oberstdorf waren sicher die Bergbahnen. Auch mit Rollstuhl hat man hier die Möglichkeit wunder­schöne Bergpan­oramen zu erleben:

Die Talstation der Nebel­hornbahn liegt am Rand der Oberst­dorfer Innen­stadt. Die Bergbahn bringt einen über die Mittel­sta­tionen Seealpe (1.280 m) und Höfats­blick (1.932 m) auf die Bergstation (2.224 m). Besonders empfeh­lenswert ist hier der rund 100 Meter lange Nordwand­steig. Er bietet auch Rollstuhl­fahrern die Möglichkeit den Gipfel des Nebel­horns zu umrunden und so ein wirklich phantas­ti­sches Bergpan­orama zu erleben. Wem der Weg zum Tunnel (offizi­eller Weg zum Nordwand­steig) zu steil ist, kann statt­dessen direkt nach dem Verlassen der Gipfel­bahn­station einen U-Turn machen und durch den linken Gang fahren. Hier ist nur eine kleine Schwelle zu überwinden. Auf der Mittel­station Höfats­blick startet der nach „Reisen für Alle“-zertifizierte rund 1.000 Meter lange Panora­maweg, der auch für Rollstuhl­fahrer mit Begleit­person geeignet ist (kein Rundweg, selbst nicht getestet). Details zur Barrie­re­freiheit der Nebel­hornbahn findet man auf „Reisen für Alle“.

Die Fellhornbahn liegt ca. 8 km außerhalb der Oberst­dorfer Innen­stadt. Sie fährt über die Mittel­station Schlap­poldsee (1.780 m) auf die auf 1.967 Meter gelegene Gipfel­station, von der man dann einen herrlichen Rundum­blick auf die Allgäuer Alpen hat. An beiden Stationen besteht die Möglichkeit gemütlich einzu­kehren. Jedoch muss man als Rollstuhl­fahrer auf der Außen­ter­rasse des „Gipfel­re­stau­rants Fellhorn“ etwas aufpassen, da die Holzdielen dort in Fahrt­richtung verlegt sind und relativ breite Spalten aufweisen, in die man mit den Rollstuhl­reifen u.U. reinrut­schen kann. Auf der Bergstation wird im ersten Stock (Aufzug) ein Kurzfilm über die lokale Tier- und Pflan­zenwelt gezeigt. Die Fellhornbahn wurde ebenfalls nach „Reisen für Alle“ zerti­fi­ziert. Aller­dings ist diese aktuell abgelaufen. Die Rezer­ti­fi­zierung läuft gerade.

Auch die Walmen­din­ger­hornbahn und die Kanzel­wandbahn in Öster­reich können laut Internet im dem Rollstuhl genutzt werden (Infos zu den rollstuhl­ge­rechten Bergbahnen, selbst nicht getestet).

Audi-Arena und Heini-Klopfer-Skiflugschanze

Die Audi-Arena liegt am Rande der Oberst­dorfer Innen­stadt und ist wohl auch für Rollstuhl­fahrer sehr empfeh­lenswert. Leider könnten wir dies aufgrund von Renovie­rungs­maß­nahmen nicht selbst testen. Momentan ist die Audi-Arena wohl wieder zugänglich. Ausführ­liche Infor­ma­tionen zur Barrie­re­freiheit der Audi-Arena auf „Reisen für Alle“

Die Heini-Klopfer-Skiflug­schanze liegt außerhalb der Oberst­dorfer Innen­stadt in der Nähe der Talstation der Fellhornbahn. Auch die Heini-Klopfer-Skiflug­schanze ist nach „Reisen für Alle“-zertifiziert. Aller­dings müssen wir aus unserer Sicht sagen, dass sich ein Besuch der Skiflug­schanze mit Rollstuhl nicht wirklich lohnt. Man kann zwar den Schräg­aufzug zur Bergstation problemlos nutzen. Oben angekommen hat man dann aber mit dem Rollstuhl nur wenig Möglich­keiten. So kann der Aufzug im Schan­zenturm zur Aussichts­plattform mit dem Rollstuhl nicht genutzt werden. Auch bietet sich von der Bergstation selbst kein nennens­werter Panoramaausblick.

Tages­ausflug Bregenz: Pfänderbahn und Bodenseeschifffahrt

Die Fahrt mit dem Auto von Oberstdorf nach Bregenz dauert ca. 1,5 Stunden. Da in Öster­reich auf allen Autobahnen und Schnell­straßen bekanntlich Mautpflicht herrscht, sollte man darauf achten diese ohne entspre­chende Vignette nicht zu nutzen. Prakti­scher­weise lässt sich die Fahrt von Oberstdorf nach Bregenz aber auch gut ohne mautpflichtige Straßen bewältigten.

Ein der belieb­testen Sehens­wür­dig­keiten in Bregenz ist die Pfänderbahn, mit der man auch mit Rollstuhl auf die 1.022 Meter hoch gelegene Bergstation nahe der Pfänder­spitze gelangen kann. Von dort hat man dann einen herrlichen Blick über den Bodensee. Aller­dings hat die Sache auch ihren Haken. So muss man um zum Panora­ma­aus­sichts­punkt zu kommen von der Bergstation aus noch einmal eine recht steile ca. 10 m lange Steigung überwinden (ggf. Begleit­person notwendig). Ansonsten gibt es auf der Bergstation noch ein Kiosk und die SB-Gaststätte Berghaus Pfänder. Personen mit einem GdB ab 70% und deren Begleit­person zahlen jeweils 11,90€ (Stand Sommer 2019). Behin­der­ten­park­plätze sind an der Talstation vorhanden. Details zur Barrie­re­freiheit unter: www.pfaenderbahn.at/de/service/barrierefrei

Die Bregenzer Innen­stadt fanden wir zum Bummeln und Shoppen eher weniger lohnenswert. Reizvoller ist hier eine kleine Schiffs­fahrt auf dem Bodensee. So besteht mehrmals täglich die Möglichkeit einer einstün­digen Rundfahrt in der Bregenzer Bucht, einer zweiein­halb­stün­digen Dreiländer-Panora­ma­fahrt (Details zu den Rundfahrten) oder einer Linien­fahrt z.B. nach Lindau (Fahrplan der Linien­fahrten). Zusätz­liche Infor­ma­tionen zum Thema barrie­re­freie Boden­see­schiff­fahrt findet man unter: www.bsb.de/de/info-service/ueber-uns/barrierefreiheit

Schlecht-Wetter-Programm

Da wir während unseres Urlaubs immer nur Sonnen­schein hatten, mussten wir auf die folgenden Tipps nicht zurückgreifen:

  • inatura: Das inatura-Erleb­nis­museum in Dornbirn (Öster­reich) bei Bregenz vermittelt speziell Kindern aber auch Erwach­senen auf inter­aktive Weise die für das Vorarl­berg­gebiet typischen Lebens­räume von Gebirge, Wald und Wasser. Fahrzeit mit dem Auto von Oberstdorf ca. 1,5 Stunden (nicht selbst getestet)
  • Tages­ausflug Kempten: Kempten ist von Oberstdorf mit dem Auto gerade mal rund eine halbe Stunde entfernt. Neben einem Bummel durch die Innen­stadt können laut Touris­ten­in­for­mation u.a. das Alpin-Museum inkl. der Alpen­län­dische Galerie sowie auch die Prunk­räume der Residenz mit dem Rollstuhl besichtigt werden (nicht selbst getestet).
  • Gemüt­licher SPA-Tag: Um trüben Wetter zu entfliehen, wie wäre es mit einem Sauna­besuch und ggf. etwas Wellness? Das SPA im Hotel Viktoria ist rollstuhl­ge­recht und auch für Tages­gäste geöffnet. 
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